Der Krankheitsprozess in der lebenden Hand ... oder wie die Finger »krumm« werden

Vorbemerkung: Die Fingerweichteile bedecken das Fingerskelett, das sich unter Haut bis
in die Höhe der queren Hohlhandfurchen erstreckt. Damit sind die so beweglichen Fingerballen Teil der Fingerweichteile

Die Dupuytrenkrankheit im Knoten- und Faltenstadium über einem Ringfingerstrahl:

Krankheitsprozess 1Der Krankheitsprozess beginnt mit einem Knoten im weichen Unterhautgewebe von Hohlhand und Fingern. Da die Finger bei Arbeit und in Ruhe bzw. im Schlaf ganz überwiegend gebeugt sind, besetzt der Dupuytrenknoten das Weichgewebe in seiner dominanten Beugeformation.
Bei Fingerbeugung ein unauffälliges, quer verlaufendes Faltenrelief über der Fingerbasis.

Die rote Linie markiert eine knotige Unterhautverhärtung, die zu beiden Seiten der queren Hohlhandfurche zu tasten ist.

 

Krankheitsprozess 2 Bei Fingerstreckung können sich Haut und Unterhautgewebe im Bereich der Verhärtung nicht entfalten. Sie können nicht, wie das Gewebe zu beiden Seiten, fingerwärts gezogen werden.

Das Nebeneinander von mobilem und fixiertem Hautweichteilmantel führt zu dem so typischen Bild der fixierten Hautfalte, die sich in der bewegten Hand nicht als Gewebeeinziehung, sondern als umschriebene Gewebefixierung zeigt.

 

Der Krankheitsprozess hält die gebeugten Finger fest.

Krankheitsprozess 3 Das in Beugeposition fixierte Gewebe schränkt die Streckführung des Fingers ein. Jeder Streckversuch gegen Widerstand führt zu einer Zugebelastung des Knotens und der anhängenden Nachbargewebe. Die aufkommende Spannung drükt das Blut aus den Kapillaren der Unterhaut. Die Haut wird farblos und weiss.

Das zugbelastete Dupuytrengewebe, das aus neu gebildetem Bindegewebe sowie den eingeschlossen bzw. angebundenen Strukturelmenten incl. Aponeurose (blauer Pfeil) besteht, wird in Zugrichtung reaktiv strangförmig umgebaut bzw. hypertrophiert.

Die den Fibromatoseprozess auslösende Knotenbildung führt zu Primär- und reaktiven Sekundärveränderungen in Struktur und Funktion der Fingerweichteile, die das Krankheitsbild als Fingerretention und nicht als Fingerkontraktion verstehen lassen (A. Meinel 1979). Dieser Prozess läßt sich deutlicher im Frühstadium der Erkrankung ablesen als im ausgereiften Spätstadium mit seinen komplexen Sekundärveränderungen.